Die Gmünder Aids-Hilfe: Zur Geschichte von AIDS gehört auch der Kampf dagegen
Die Geschichte der Gmünder AIDS-Hilfe begann 1995 als Reaktion auf die sogenannte Aids-Krise in den 1980er Jahren. Die Krise begann 1981 in den USA, als erstmalig über das Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS) berichtet wurde. In der Folge gründete sich in vielen Orten Selbsthilfeorganisationen, die sich für die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit AIDS einsetzten.
Am 18. Juli 1995 gründete sich die AIDS-Hilfe Schwäbisch Gmünd e.V., damals noch unter dem Namen Aidshilfe Ostwürttemberg, um Präventions- und Aufklärungsarbeit zu leisten. Schnell war klar, dass diese Bezeichnung außerhalb der Region Ratlosigkeit verursachte, weshalb die AIDS-Hilfe den Namen der Stadt ihrer Gründung bekam.
Zuerst fand die Arbeit der AIDS-Hilfe in den Privaträumen der Vorstandsmitglieder statt. Nach rund einem Jahr waren allerdings Räume für den ersten Infoladen in der Münstergasse 9 gefunden.
»Die Suche davor war teilweise sehr frustrierend, weil kein Hausbesitzer einer AIDS-Hilfe Räumlichkeiten vermieten wollte. Sogar Ärzte lehnten ab, bis sich in der Münstergasse 9 ein griechischer Vermieter fand, der vermutlich gar nicht so genau wusste, wer in sein Haus einzieht.«
Joschi Moser
Eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit machte innerhalb kürzester Zeit die Arbeit der AIDS-Hilfe bekannt. Allerdings wurden durch die vielen Aktivitäten die Räumlichkeiten bald zu klein, sodass ein neuer Standort in der Bocksgasse 23 und wiederum zehn Jahre später im Traubengässle 3 bezogen werden musste. Seit 2020 residiert die AIDS-Hilfe in der Ledergasse 39/1. Dort bietet sie auf vier Etagen Büro- und Gruppenräume sowie einen Checkpoint, wo man sich auf HIV-, Hepatitis C- und Syphilis testen kann. Unzählige Gruppenarbeit bestimmt heute das Bild, insbesondere das in Baden-Württemberg einmalige Leuchtturmprojekt Rainbow Refugees.
Früher war das Arbeitsbild anders: In den Anfangsjahren setzten sich die Klienten in erster Linie aus Personen der Gmünder Drogenszene und Männern, die Sex mit Männern hatten, zusammen. Mit den Jahren wurden die Klienten aus der Drogenszene immer weniger, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass es für diese Gruppe immer weniger Zuwendungen gab. Gleichzeitig stieg die Zahl der Geflüchteten und Menschen, die mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen Unterstützung suchten. Das Haus in der Ledergasse fungiert heute als »Zentrum für sexuelle Gesundheit«. Die ehren- und seit 2012 auch hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zwischenzeitlich für jeweils eigene Spezialgebiete geschult. Um ein möglichst breites Beratungsangebot anbieten zu können, ist ein großer Personalstamm notwendig. Die Aidshilfe Schwäbisch Gmünd ist nach wie vor die einzige im deutschsprachigen Raum, die an allen Wochentagen 365 Tage im Jahr jeweils 24 Stunden erreichbar ist. Beratungen werden in vielen Sprachen angeboten, auch in solchen, die in anderen Erdteilen nur regional verbreitet sind
Literaturverzeichnis
> Bruns, Manfred (2016): Die Schwulenbewegung in Deutschland, Von § 175 über die neuen Schwulengruppen zur Bürgerrechtsbewegung. In: Lesben- und Schwulenverband, https://www.lsvd.de/de/ct/935-Die-Schwulenbewegung-in-Deutschland, (Abruf: 27.04.2024).
> 40 Jahre gemeinsam gegen Aids. 40 Jahre eine starke Gemeinschaft! In: Deutsche Aidshilfe, https://www.aidshilfe.de/40-jahre-aids, (Abruf: 27.04.2024).
> Der Verein, in: Aids-Hilfe Schwäbisch Gmünd, https://aidshilfe-gmuend.de/ueber-uns/geschichte/, (Abruf: 27.04.2024).
Archivalische Quellen
> Bestand Aids-Hilfe, Jahrgangsordner (Archiv Aids-Hilfe Schwäbisch Gmünd).
> Bestand „Homosexuellen Initiative Schwäbisch Gmünd“ (Archiv Aids-Hilfe Schwäbisch Gmünd).
Verzeichnis Gespräche
> Zeitzeugengespräch mit Joschi Moser und Volker Kujawski, Vorstände, Aids-Hilfe Schwäbisch Gmünd, 14.02.2023.
Kontakt und Beratung
> Aids-Hilfe Schwäbisch Gmünd/ Kompetenzzentrum für sexuelle Gesundheit
Ledergasse 39/1
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: (07171) 932343
Telefax: (07171) 932344
E-Mail: info@aidshilfe-gmuend.de