Von Klappen und dem Cruisen – Treffpunkte schwuler Männer in Schwäbisch Gmünd

Während heutzutage (nicht nur) in der Schwulencommunity größtenteils digitale Dating-Plattformen als Austauschmöglichkeit und Verabredungsort für schnellen anonymen Sex fungieren, übernahmen dies in den letzten Jahrhunderten vielerorts sogenannte »Klappen«. »Klappen« bezeichnen Orte, insbesondere öffentliche Toiletten, an denen sich Männer auf die Suche nach schnellem Sex mit anderen Männern begaben. Neben der rechtlichen Diskriminierung, der schwule Männer durch den §175 ausgesetzt waren, zwangen sie auch gesellschaftliche Vorurteile und Diskriminierungen zu dem riskanten Versteckspiel.

Waren die Klappen einmal als solche bekannt, wurden diese nicht selten von der Polizei bespitzelt und die jeweiligen Männer danach festgenommen. Des Öfteren kam es zu homophoben Auseinandersetzungen und die Presse und breite Öffentlichkeit reagierte mit Diffamierungen und Diskriminierung.

Solche Orte der versteckten gelebten Sexualität gab und gibt es nicht nur in Großstädten wie Berlin oder Stuttgart, sondern auch in provinziellen schwäbischen, über Jahrhunderte lang streng katholisch geprägten Städten wie Schwäbisch Gmünd. Schon früh zog es viele Mitglieder der queeren Community Gmünds in die Großstadt, in der sie sich eine größere Akzeptanz und mehr Freiräume für ihre gelebte Sexualität erhofften. Die »Zurückgebliebenen« hingegen mussten sich ihre meist geheimen Szenetreffpunkte erst eigens gestalten und aufrechterhalten.

Eine der bekanntesten und am meisten frequentierten Klappen der Stadt war die öffentliche Toilettenanlage am Münsterplatz 15, Standort der heutige VHS. Deren direkte Nachbarschaft zu den damaligen innerstädtischen Schulen führte in der Öffentlichkeit und Presse zu Diffamierungen der schwulen Community. HIV-Infizierte wurden oft mit Drogenabhängigen gleichgesetzt, in denen vor allem Eltern eine große Gefahr für ihre Kinder sahen. (RZ 15.02.2000: Spritzen: Gefahr auf dem Schulhof?) Im Zuge der Umbauarbeiten im Jahr 2005 verschwanden die Toiletten und somit auch eine der wenigen Klappen der Stadt.

Ein weiterer Ort, an dem sich schwule Männer zum Austausch und zum Sex trafen war der Stadtgarten. Lange Zeit fungierte er als Szenetreffpunkt für schwule Männer. Durch sein damaliges Erscheinungsbild voller Büsche und Bäume eignete er sich hervorragend zum sogenannten »Cruising«. Beim »cruisen« begeben sich Männer auf die aktive Suche nach Sexualpartnern in einem begrenzten Gebiet. In einem ständigen Spannungsfeld zwischen Lust und Scham und der Suche nach schnellem Sex wurde sich oftmals durch erkennbare Signale mittels Körpersprache, Augenkontakt oder spezieller Gesten verständigt.